Massiver Unterrichtsausfall an den Regelschulen in Auma-Weidatal und Münchenbernsdorf

Abgeschlossen
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  • Anderes
  • Gesamtthüringen
  • eingereicht von Ulli Schäfer
    aus 07589 Münchenbernsdorf
  • veröffentlicht am 24.01.2022

Welches Ziel hat die Petition?

Sehr kurzfristige Lösung:  Sicherstellung der Mindest-Unterrichtsgarantie für Abschlussnoten auf den Halbjahres- und Jahreszeugnissen in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie  Gewährleistung des Praxisunterrichts Technisches Werken (Klassenstufen 5 und 6), Wirtschaft-Recht-Technik (Kernfach) sowie Natur und Technik (Wahlpflichtfach), dass eine praktische Prüfung angeboten werden kann, um zum Beispiel den „qualifizierten Hauptschulabschluss“ zu erlangen.  Garantie des Unterrichts nach jeweils geltender Rahmenstundentafel in den einzelnen Klassenstufen, unter anderem durch zusätzliche Einstellungen von Lehrern und Seiteneinsteigern, Abordnungen (auch schulartübergreifend) oder den Einsatz von Vertretungskräften von anderen Schulen Mittelfristige Lösung:  Beseitigung des Lehrkräftemangels an den beiden staatlichen Regelschulen, um die Schülerrechte gemäß dem Thüringer Schulgesetz erfüllen zu können, indem die nach den Rahmenstundentafeln nach Thüringer Schulordnung festgelegten Stunden erbracht werden  Sofortige und großzügige Rekrutierung von Quer- und Seiteneinsteigern sowie Lehrern für die Fächer Mathematik, Physik und Chemie; bei Angestellten ggf. unter Prüfung von tarifvertraglichen Zulagen oder der Vorweggewährung von Entgeltstufen gemäß Tarifvertrag der Länder  Interimsweise Durchführung des technischen Praxisunterricht, insbesondere für den Hauptschulabschluss, auch durch Handwerksmeister und Ausbilder von Berufsschulen zulassen  Lehrkräfte, die mehr Unterrichtsstunden leisten oder trotz Ruhestand stundenweise weiter unterrichten wollen, dieses genehmigen und vergüten.  Sicherstellung der durch die Thüringer Landesregierung gegebenen vollumfänglichen Unterrichtsgarantie. Langfristige Lösung:  Schaffung einer dauerhaften Vertretungsreserve für die Vertretung von längerfristig erkrankten Lehrkräften für die beiden Regelschulen

Wie wird die Petition begründet?

Im Freistaat Thüringen bestehen seit mehreren Jahren enorme Engpässe bei der personellen Ausstattung der Schulen. Gemäß der Berichterstattung in der Ostthüringer Zeitung vom 14.10.2021 wurden im Landkreis Greiz im vergangenen Schuljahr zwei Drittel der Stellen von Regelschullehrern, die frei wurden, nicht wieder besetzt. An der Staatlichen Regelschule “Franz Kolbe“ in Auma-Weidatal waren im letzten Schuljahr nur 9,73 Vollkräfte von 13,17 Vollkräften besetzt. Für diese Regelschule wird festgestellt, dass von den im Rahmenstundenplan geforderten 233 Unterrichtsstunden/Woche zum Schuljahresstart bereits 80 Unterrichtsstunden nicht abgedeckt werden konnten. Nur 62 Prozent der Unterrichtsstunden sollten bereits im Plan von Fachlehrern abgedeckt; 11 Prozent durch fachfremde Lehrer und 27 Prozent sollten gar nicht mehr angeboten werden. Trotz der bereits geplanten Stundenausfälle ist die Realität noch dramatischer: Eine Lehrerin ist mittlerweile in Elternzeit und ein Lehrer ist nunmehr langzeitkrank. Diese Stellen wurden bisher nicht wiederbesetzt. Diese vakanten Stunden werden durch die anwesenden Lehrer im Moment nur teilweise abgedeckt. Aktuell werden die Fächer technisches Werken, Wirtschaft-Recht-Technik, Natur-Technik, Biologie, Astronomie, Religion und Geschichte gar nicht mehr unterrichtet. Ab dem kommenden Schuljahr geht die einzig verbliebene Fachlehrerin für Mathematik und Physik in ihren wohlverdienten Ruhestand. An der Staatlichen Regelschule Münchenbernsdorf werden von 363 Sollstunden nur 331 Unterrichtsstunden im Plan unterrichtet, davon 56 Stunden bereits im Plan von fachfremden Lehrern. Bei dem Unterrichtsfach Mathematik werden nur etwa die Hälfte der Stunden durch Fachlehrer unterrichtet. Die andere Hälfte wird fachfremd oder gar nicht angeboten. Physik wird anteilig und nicht nach Rahmenstundentafel gegeben, derzeit wird nur eine Wochenstunde pro Klassenstufe gehalten. Technisches Werken, Wirtschaft-Recht-Technik, Natur-Technik kann nicht vollumfänglich praktisch unterrichtet werden, da nicht genügend Fachlehrer für den geforderten Gruppenunterricht zur Verfügung stehen. In der Klasse 8 wird derzeit kein Englisch- und Deutschunterricht mehr durchgeführt. Trotz der bereits geplanten Stundenausfälle ist neben einer vakanten Vollzeitstelle, eine Lehrerin im Langzeitkrank und eine Lehrerin in Elternzeit. Ab dem kommenden Halbjahr geht eine Fachlehrerin für Englisch und Russisch in ihre wohlverdiente Altersrente. Der bisherige gemeinsame Schulleiter von Auma-Weidatal und Münchenbernsdorf könnte auf eigenen Wunsch in den kommenden Tagen an eine andere Schule versetzt werden. Die Versetzung wurde bereits vom zuständigen Schulamt bestätigt. Unabhängig der dramatischen Situation bringt die Versetzung weitere Ausfallstunden (insbesondere Chemie und Astronomie) mit sich. Fazit: Seit dem Schuljahr 2021/22 hat sich die Situation an den beiden Regelschulen Auma-Weidatal und Münchenbernsdorf verschlechtert. Die bisherigen Lehrkräfte leisten ihr maximal mögliches mit Mehrarbeit und Überstunden. Kurzfristige Krankheitsausfälle von Lehrkräften können nicht mehr durch verfügbare Lehrer abgedeckt oder weitere Zusammenlegung von Klassen kompensiert werden, so dass die Schüler tageweise selbständig Zuhause Aufgaben lösen müssen. Von benachbarten Schulen (auch schulartübergreifend) gibt es bisher keine Unterstützung zur Absicherung des Bildungsangebotes und Einhaltung der Rahmenstundentafel. Die Zusammenlegung kleiner Klassen, die temporäre Kürzung der Stundentafel oder die zeitweilige Erhöhung des Stundendeputats einzelner Lehrkräfte wurde bereits geprüft und ermöglicht. Insbesondere durch Schüler mit sonderpädagogischen Bedarfen, welche erhebliche Beeinträchtigungen bei Lern- und Leistungsentwicklung haben; durch die Hygieneabstandsanforderungen der Coronaviruspandemie sowie des Arbeitsschutzes, dass Fluchtwege eingehalten werden müssen, können keine weiteren Klassen zusammengelegt werden. Auch in Fachkabinetten sind die Arbeitsplätze der Schüler limitiert. Mit dem Schulamt Ostthüringen gab es bereits mehrere Gespräche und Schriftwechsel – ohne Erfolg den massiven Unterrichtsausfall zu vermeiden. Der Kreistag des Landkreises Greiz hat einen Schulnetzplan für die kommenden Jahre beschlossen. Wir fordern, dass dieser demokratische Beschluss des Kreistages Greiz nicht durch die Nichtbesetzung der vakanten Lehrerstellen unterlaufen wird. Auf Grund des enormen Lehrermangels in der ländlichen Region ist die Attraktivität der beiden Regelschulen stark eingeschränkt und künftige Klassenbildungen sind damit gefährdet, obwohl der Landkreis Greiz die Schulen kontinuierlich saniert. Der Freistaat Thüringen kommt den Verpflichtungen gemäß dem Thüringer Schulgesetz nicht mehr nach. Etliche Fächer werden gar nicht mehr angeboten bzw. unzureichend unterrichtet. Eine praktische Prüfung zur Absolvierung des qualifizierten Hauptschulabschlusses kann so nicht durchgeführt werden. Die in den Rahmenstundentafeln nach Thüringer Schulordnung festgelegten Stunden müssen von den Schulen aufgrund des Mangels an Lehrkräften gekürzt werden. Infolgedessen können die in den Lehrplänen vorgegebenen Unterrichtsinhalte nicht oder nicht in vollem Umfang vermittelt werden. Schüler mit Interessen für gewisse Fächer können nicht gemäß ihren Interessen und damit auch späterer Berufs- oder für weiterführende Schulziele, gefördert werden, weil das entsprechende Angebot fehlt. Weiterhin werden mögliche Bewerbungs- und Einstellungsvoraussetzungen für Zeugnisnoten bei künftigen Berufsausbildungen nicht mehr sichergestellt. Wir bitten eindringlich und fordern den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und den Bildungsminister Helmut Holter auf, konkrete und unverzügliche Maßnahmen zu dieser Petition zu unternehmen, um die Unterrichtsgarantie kurz-, mittel- und langfristig in den Regelschulen Auma-Weidatal und Münchenbernsdorf sicherzustellen.

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