Liebe Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel und liebe Mitmenschen,
nach 21 Monaten des Ausnahmezustands ist es an der Zeit, dass wir aus den Erfahrungen lernen und uns schützend vor unsere Kinder stellen. Keine Gruppe wurde in den vergangenen 21 Monaten, ohne selbst Risikogruppe zu sein, häufiger in die Verantwortung genommen als die Kinder und Jugendlichen in diesem Land.
Schulschließungen, Maskenpflicht - selbst bei den Kleinsten, verpflichtende Tests als Voraussetzung für Unterrichtsteilnahme, Kontaktverbote, Verbot von Vereinssport, Schließung von Freizeitangeboten - in Summe der Verlust jeglicher gesellschaftlichen Teilhabe!
Von 258.866 Schnelltests an Schulen in Thüringen in Kalenderwoche 41 waren 611 bei Schülerinnen und Schülern positiv, dies entspricht einer Positiv-Quote von ca. 0,24 %.Herr Holter spricht bei diesen Zahlen davon, dass der Infektionsschutz an Schulen lageangemessen stattfände und die Zahlen eine deutliche Sprache sprächen (Minister Holter zum heutigen Kabinettsbeschluss zum Testen an Schulen: Maßnahmesystem funktioniert, erstellt von Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport vom 19.10.2021).
Allerdings zeigen diese Zahlen vielmehr, wie gering Schulen von der Pandemie betroffen sind. Und bei Kosten von ca. 29 Mio. € für die Tests an Schulen (Thüringer Landtag Drucksache 7/3875 S. 4 und 5), nur bis zu den Sommerferien 2021 und weiteren geplanten Kosten von 20 Mio. € (CDU und FDP für weitere Millionen für Tests an Schulen, Stern 10.11.2021, 6.39 Uhr), stellt man sich zu Recht die Frage, ob dieses Geld hätte nicht besser eingesetzt werden können!?
99,995% der Kinder und Jugendlichen bis 25 Jahren überleben eine Infektion mit SARS-CoV-2 (Smith, C., Odd, D., Harwood, R. et al. Death in children and young people in England after SARS-CoV-2 infection during the first pandemie year. Nat Med [2021]). Long Covid ist in dieser Altersgruppe ebenfalls nicht von Bedeutung und jede Lehrerin und jeder Lehrer hat ein Impfangebot erhalten. Kinder zum Schutz erwachsener Kontaktpersonen weiter einzuschränken, ist nicht mehr zu rechtfertigen.
Schaut man zu unseren europäischen Nachbarn zeigt sich, dass auch bei einem normalen Schulunterricht und regelmäßiger Betreuung ein vergleichbarer Pandemieverlauf zu beobachten war (vgl. WHO Global Situation Dashboard, COVID-19 situation in the WHO European Region).
Und welchen Weg geht Deutschland dieses Jahr? Wieder sitzen unsere Kinder seit den Herbstferien zwangsgetestet, mit Maske und Abstand in der Schule. Warnstufen, Inzidenzwerte, Hospitalisierungsraten und das Testregime bestimmen den Alltag und die Lebensqualität unserer Kinder.
Wir müssen wieder eine Gesellschaft werden, in der Erwachsene in einer Notlage Kinder schützen und sich nachhaltig für ihre Interessen einsetzen, nicht umgekehrt.
Das ist das beste Aufholprogramm, das Staat und Gesellschaft jetzt bieten können. Es ist unsere Pflicht, Kinder und Jugendliche als das zu behandeln, was sie sind:
Unsere Schutzbefohlenen und ein Versprechen auf eine gute Zukunft.
Ich fordere daher, die aktualisierte Herbstempfehlung vom 31.08.2021 des wissenschaftlichen Beirats zum SARS-2/CoVID-19-Pandemie- und Pandemiefolgenmanagement der Thüringer Landesregierung umzusetzen und Tests, Quarantänemaßnahmen und Maskenpflicht in KiTas und Schulen sowie bei organisierten Freizeitangeboten zu unterlassen und unseren Kindern nicht länger zu vermitteln, dass sie eine Gefahr für Freunde, Lehrkräfte und ältere Familienmitglieder sind. Sie müssen sich in Schulen, KiTas und dem gesellschaftlichen Leben endlich wieder willkommen fühlen.